Weltrekord und Gold für Taliso Engel
Weltrekord im Vorlauf, Gold im Finale: Taliso Engel hat die grandiose Stimmung in der La Défense Arena bei den Paralympics in Paris für sich genutzt und seine Ziele über 100 Meter Brust erreicht.
"Der verpasste Weltrekord stört mich ein bisschen, aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Das ist ein Luxusproblem. Ich bin einfach nur happy, meine Goldmedaille verteidigt zu haben. Drauf geschissen", sagte ein lachender Taliso Engel in der Medienzone der La Défense Arena. Den Weltrekord hatte der Athlet vom TSV Bayer 04 Leverkusen nämlich selbst aufgestellt: Am Vormittag schwamm Engel die 100 Meter Brust (SB13) in 1:01,84 Minuten. Im Finale brauchte er einen Wimpernschlag länger, schlug nach 1:01,90 Minuten an – und damit fast drei Sekunden vor dem Zweiten Nurdaulet Zhumagali (Kasachstan). Bronze holte Vali Israfilov aus Aserbaidschan.
"Ich hatte seit Tokio nicht so eine gute Zeit. Viele Krankheiten und viel ausm Training raus gewesen. Jetzt trotzdem so eine Steigerung in drei Jahren ist schon krass. Da bin ich schon sehr zufrieden. Ziel ist irgendwann Richtung 1:00 zu kommen", setzte sich der zweimalige Paralympics-Sieger ein ehrgeiziges Ziel in Richtung Los Angeles 2028.
Engel ist DER Dominator auf den 100 Meter Brust in seiner Startklasse: Seit seinem ersten WM-Titel 2019 in London gewann der Nürnberger weitere zwei Gold-Medaillen bei Weltmeisterschaften (2022 und 2023) und wurde zwei Mal Europameister (2021 und 2024). Nun hat er auch noch seinen Titel als Paralympics-Sieger von Tokio verteidigt.
Deutscher Rekord für Maurice Wetekam
Während es in Paris den ganzen Vormittag wie aus Eimern schüttete, regnete es dank der deutschen Para Schwimmerinnen und Schwimmer in der La Défense Arena von Nanterre Bestzeiten. Maurice Wetekam machte am Donnerstag den Anfang und schwamm deutschen Rekord auf den 200 Meter Lagen (SM9), schlug nach 2:21,71 Minuten im Ziel an. "Ich hatte das so nicht erwartet, aber mir gewünscht: Die 200 Meter bin ich schon länger nicht mehr auf so einem Niveau geschwommen", sagte der Athlet vom TSV Bayer 04 Leverkusen. "Ich habe alles gegeben, denke aber, dass abends noch ein wenig mehr geht." Seine Zeit wolle er "nochmal toppen – das macht man doch so in einem Finale, oder?"
Und der 18 Jahre alte Bronzemedaillengewinner von Paris (100 Meter Brust, SB9) hielt im Endlauf Wort: Der Dortmunder schwamm über eine Sekunde schneller, drückte den deutschen Rekord auf 2:20,60 Minuten. "Das hat er extrem gut gemacht. Wie wir es gesagt und gewollt haben: Er ist die 50 Meter Rücken schneller geschwommen", freute sich Bundestrainerin Ute Schinkitz in der Mixed Zone der Schwimmarena. Der deutsche Rekord sei vor allem so besonders, weil Wetekam sich die vergangenen Wochen auf Brust konzentriert habe.
"Ich kann mir nicht erklären, wie ich jetzt nochmal schneller geschwommen. Ich bin absolut gestorben. Aber ich habe das geschafft, was ich angekündigt habe. Ich bin glücklich damit." Erste Paralympics, dazu die erste Medaille: "Es lief nahezu perfekt. Überhaupt hier starten zu dürfen ist eine riesige Ehre. Ich habe jetzt vier Jahre Zeit, um mich zu verbessern und meine Probleme abzuarbeiten." Die kommenden Tage will er in Paris sich ein bisschen die Stadt anschauen und natürlich das deutsche Team anfeuern: "Das haben sie bei mir gemacht und das werde ich jetzt auch bei ihnen machen." Was ihn an Paris die vergangenen Tage ziemlich gereizt hat, verriet er am Mikrofon der ARD: "Da brauche ich jetzt nicht lügen: Ich habe einfach mega Bock auf 'nen Cheeseburger im Dorf. Und den gönne ich mir die Tage auch!"