Das erste Mal auf Sportprothesen: „Das fühlt sich an wie schweben, Mama!“
Knapp zwei Monate nach den Paralympics in Paris boten die Talent days von Ottobock und dem TSV Bayer 04 Leverkusen die optimale Gelegenheit für Neulinge, auf Sportprothesen laufen und sprinten auszuprobieren – an der Seite von paralympischen Top-Athletinnen und -Athleten.
„Es ist wirklich einmalig, was Ottobock hier macht“, sagte Parasport-Geschäftsführer Jörg Frischmann nach drei vollgepackten Tagen, an denen 26 Kids, Jugendliche und junge Erwachsene größtenteils erstmals die Möglichkeit hatten, mit einer Sportprothese zu rennen. Unter der Anleitung der Paralympics-Sieger Heinrich Popow und Johannes Floors und der Schweizer Paralympics-Bronzemedaillengewinnerin Elena Kratter starteten die Talent days mit einem Kennenlernen und der Anpassung der Sportprothesen am Freitagabend. Am Samstag und Sonntag lernten die Teilnehmenden mit verschiedenen Übungen das Gehen und später auch das Rennen mit Sportprothesen – und auch eine auspowernde Einheit Sitzvolleyball durfte nicht fehlen. Der Höhepunkt: das abschließende 30-Meter-Rennen am Sonntag gegen die Stars durch eine Lichtschranke.
„Für mich sind das die Wochenenden, die mir am meisten Spaß machen“, sagte Georgia Näder, Vice President Futuring Mediterrane & Business Transition bei Ottobock, die extra aus Frankreich nach Leverkusen angereist war: „Für mich ist es immer extrem motivierend. Man hat Leute, die 20 Jahre keinen Sport gemacht haben. Leute, die frisch amputiert sind, die zum ersten Mal auf einer Sportprothese stehen und am Ende mit dem größten Lächeln auf dem Gesicht sprinten und laufen können. Das Miteinander zu erleben, ist ganz besonders. Das Aufblühen der Leute – man sieht, wie wichtig der Sport ist, nicht nur für den Körper, sondern auch für den Kopf. Das Gefühl, die Freiheit zu haben, alles machen zu können, sich bewegen zu können.“
Und während sich die Eltern austauschen konnten, flitzten die Kids in ihren blauen Trikots und mit ihren Leih-Prothesen durch die Leichtathletik-Halle – wie der vierjährige Johann. „Nachdem er einfach losgerannt ist, hat er gesagt: Das fühlt sich an wie schweben, Mama! Dann meinte sie: Ja, dann geh mal schweben und er ist weitergerannt. Das war so süß und das sind die Momente, die uns alle jeden Tag motivieren. Es ist immer schön, das zu erleben“, sagt Näder und verwies auf die Schwierigkeit, das noch immer in vielen Ländern Sportprothesen nicht von den Krankenkassen erstattet werden: „Dafür wollen wir als Unternehmen kämpfen, so ein Wochenende ist das beste Beispiel dafür.“ Lachende, aber auch müde Gesichter waren dann bei der Siegerehrung zu sehen, als alle Teilnehmenden unter großem Applaus der Eltern, der Trainerinnen und Trainer sowie der Technik-Crew von Ottobock und Lentes Prothesenwerkstatt, die dafür sorgten, dass alle passende Prothesen hatten, ihre Urkunden bekamen. Heinrich Popow, der auf der ganzen Welt bei den Ottobock Running Clinics Amputierten das Sprinten mit einer Prothese beibringt, zeigte sich beeindruckt vom Eifer und dem Spaß, den alle hatten.
Teilnehmer Julian ist nun sogar so motiviert, dass er von seinem Wohnort Heidelberg künftig an Wochenenden auch mal drei Stunden Fahrt auf sich nehmen möchte, um in Leverkusen zu trainieren: „Ich bin durch die vielen Paralympioniken extrem gecoacht worden. Es ist ein tolles Umfeld. Ich war noch nie in meinem Leben in einer solch guten Trainingshalle und werde auf jeden Fall dranbleiben und weitermachen.“ Parasport-Geschäftsführer Jörg Frischmann ist optimistisch, dass die Talent days für viele erneut nur den Startschuss für eine sportliche Karriere ist: „Ich hoffe, dass einige vielleicht sogar den Weg in den Verein hier finden und öfters mal vorbeischauen im Training. Wir konnten hier schon das ein oder andere Talent sehen. Und wer Lust bekommen hat, kann sich einfach bei uns melden: Für 2025 planen wir wieder gemeinsam mit Ottobock zwei Talent days.“
Interessierte können sich bei joerg.frischmann@tsvbayer04.de per Mail melden.