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Abteilungschronik Faustball

Vom Turnerspiel zum Weltcupsieg!

Die 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts stellen mit dem dreimaligen Gewinn des Europapokals sowie dem Weltcupsieg zweifellos die bisher erfolgreichste Phase des Vereins im Faustballsport dar, der in den Pionierjahren des TuS 04 zu den typischen und beliebten Turnspielen generell zählte. Neben dem Turnen wurde auch das Spielen emsig und kämpferisch betrieben... Bevorzugt wurde das Faustballspiel. Früher war es auch Schleuderball, berichtet die 25 - Jahre - Festschrift des TuS 04 anno 1929. Zu diesem Zeitpunkt waren die Faustballer schon in zwei Lager geteilt; nach der Vereinsspaltung von 1923 wurde Faustball sowohl im TuS 04 als auch im Fußballverein 04 Leverkusen, beziehungsweise - ab 1928 - bei der Sportvereinigung, später SV Bayer04, gespielt - bis 1984, bis zur Wiedervereinigung. Diese Fusion habe sich für die Faustballer positiv ausgewirkt, stellte die Abteilungsleitung im Jahresbericht des neu formierten TSV Bayer 04 beim Rückblick auf 1984 ausdrücklich fest.

Die strahlenden Welt- und Europacup - Gewinner standen in einer langen Tradition. Faustball, ist im Sport - Brockhaus zu lesen, wurde schon im dritten vorchristlichen Jahrhundert erwähnt. Im Mittelalter vorwiegend in Italien betrieben, fand das Spiel als Hohlball mit Prellen im 19. Jahrhundert, mit dem Werden und Wachsen der Turnbewegung, Eingang in die deutschsprachigen Gebiete. Die Deutsche Turnerschaft (DT) richtete 1913 für Männer und 1921 für Frauen erstmals Deutsche Faustball - Meisterschaften aus. Das Spiel blieb eine Domäne der DT, beziehungsweise des Deutschen Turner - Bundes (DTB). Es war die einzige Sportart, in der die SV Bayer 04 unter dem Dach des DTB auftrat, zum Beispiel beim Deutschen Turnfest 1958 in München. Auch Faustball ist ein Beleg für die zunächst deutlich unterschiedlichen Vereins - Philosophien beim TuS 04 und bei SV Bayer 04. Bei letzterer wurde Faustball schon früh als leistungsorientierter Wettkampfsport betrieben. Beim TuS 04 spielten sie Faustball zum Vergnügen und zum Ausgleich.

Ende der 60er Jahre aber stellten sich beim TuS 04, auf den zunächst eingegangen wird, bald die ersten Erfolge ein. Lokale Erfolge im Gau Niederberg hatte es schon vor dem Krieg gegeben; nach der Wiedergründung zu Beginn der 50er Jahre blieb der Wirkungskreis auf die nähere Umgebung begrenzt. Das sollte sich ändern: Die männliche Jugend wurde 1972 Deutscher Vizemeister und legte damit den Grundstein für die später so starke 1. Männermannschaft, die sich 1978 auf Anhieb für die neue Europaliga qualifizieren konnte. Die Damenmannschaft erreichte schon 1977 und dann auch 1978 die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft und belegte jeweils den dritten Platz. Ihren Anteil am Aufschwung der Faustballer hatten auch die Abteilungsleiter Karl - Heinz Cymera, Hermann Olbert, Alwin Herber und dann Hans Rindt. Das Jubiläumsjahr 1979 war laut Jahresbericht indessen ein recht unglückliches Faustballjahr. Nach der Bundesliga - Vorrunde landeten bei den DM - Finalturnieren die Herren auf Rang acht, die Damen auf Rang 6. Auch 1980 blieb ein mageres Jahr. Die seit 1977 bzw. 1978 in der 1. Bundesliga spielenden Damen- und Männerteams belegten hintere Ränge, was besonders schmerzlich war, weil so die vom TuS 04 vor Ort ausgerichtete Finalrunde zur Deutschen Meisterschaft ohne Leverkusener Mannschaften über die Bühne ging.

Nationale und internationale Titel!

Doch dann ging´s umso steiler aufwärts. Die Männer, vor der Saison als Abstiegskandidat gehandelt, wurden ebenso überraschend Deutscher Vizemeister 1981 wie die - allerdings schon als Mitfavoriten gestarteten - Damen. Udo Mehle stand in der Junioren-, Jürgen Römer in der Jugend- Nationalmannschaft und Udo Cymera gewann mit der Deutschen Nationalmannschaft den Europameister - Titel und wurde im Jahr darauf mit dem Team Weltmeister. Hans Rindt hatte 1981 die Leitung der Abteilung übernommen, die nun zu ihrer größten Erfolgsserie durchstartete. Die verjüngte Männermannschaft stieg in die Hallen - Bundesliga auf. Höhepunkt 1982 war die erste Deutsche Meisterschaft im Feld - Faustball, welche die Damen mit Trainer Fritz Braschoß durch einen 22:18 Endspielsieg gegen Siemens Nürnberg gewannen. Umso schmerzhafter wurde im nächsten Jahr nach dem Ausscheiden der Leistungsträgerinnen erst der Rückzug der Damenmannschaft aus der Bundesliga und dann die Auflösung des Damenfaustballs empfunden. Der eigene Nachwuchs hatte die Lücke nicht mehr schließen können.

Die Männer dagegen marschierten durch: Der deutschen Vizemeisterschaft 1983 ließen sie in Olten (Schweiz) den Gewinn des Europa - Cups folgen. Im Finale wurde Satus Altstetten, der Vertreter des Gastgeberlandes, mit 26:24 besiegt, und zwar von Spielertrainer Udo Cymera, Udo Mehle, Bernd Michel, Ingo Krewitt, Uwe Schneider und Karlheinz Schulze. Mit diesem Triumph beendeten die Faustballer ihre Spiele für den TuS 04. Nach dem 1. Juli 1984 traten sie in den Trikots des neuen TSV Bayer 04 Leverkusen an - wie auch ihre Sportkollegen von der SV Bayer 04. Noch als Mannschaft innerhalb des Fußballvereins (FV) 04 Leverkusen hatten die Faustballer 1926 mit Wettkampfspielen begonnen, organisatorisch bei den Leichtathleten angesiedelt. Die Fusion des FV 04 mit dem Box -Sportverein Wiesdorf zur (späteren) SV Bayer 04 im Jahr 1928 übte auf die Faustballer einen deutlichen Leistungsschub aus. Sechsmal in Folge wurde die Mannschaft Gaumeister - der Gau umfasste die Räume Köln, Aachen und Mönchengladbach - und 1928 gar Westdeutscher Vizemeister. In den 30er Jahren und erst recht während des Zweiten Weltkrieges wurde es um die Bayer 04 Faustballer still und stiller. Und nach dem Krieg ging es bescheidener weiter.

Die Faustballer des SV Bayer 04 spielten in den 60er Jahren in der Landesliga, dann bekamen sie Blutauffrischung: Vom Nachbarverein TV 1881 Schlebusch traten 1970 einige Spieler in die SV Bayer ein. Darüber hinaus entdeckte Gunther Spielvogel aus der Leichtathletikabteilung, Deutscher Hochsprungmeister 1971, seine Liebe zum Faustball und verstärkte die Mannschaft entscheidend. 1974 stieg sie in die höchste Spielklasse auf Landesebene auf, damals die Verbandsliga, und belegte nach Abschluss der Spielrunde hinter TG Benrath und dem TuS 04 Platz drei. Im Jubiläumsjahr 1979 hatte sich der Leistungsschwerpunkt der Faustballer eindeutig zu Gunsten des TuS 04 verlagert. Als die Fusion am 1. Juli 1984 in Kraft trat, wurde der amtierende TuS - Abteilungsleiter Hans Rindt auch Faustball - Abteilungsleiter im neuen TSV Bayer 04.

Der Gewinn des Europapokals 1983, den der TuS 04 in den neuen Großverein einbrachte, bedeutete eine Mitgift, die sich wahrlich sehen lassen konnte. Mit nunmehr vereinten Kräften tanzten die Faustballer auf mehreren Hochzeiten. Im Bundesliga - Alltag spielten sie eine führende Rolle. Zwangsläufig wurden die beiden Udos, Cymera und Mehle, mit der Deutschen Mannschaft Sieger im Nationen - Cup (Halle) und Vize - Europameister (Feld); bei diesem Turnier spielte Cymera zum 50. Mal im Nationalteam. Inzwischen hatte sich auch wieder eine Damenmannschaft zusammen gefunden, die 1985 in die Verbandsliga aufstieg. Im Januar 1985 wurden die Männer Zweite im RTB - Pokalwettbewerb, in der Bundesliga - Endrunde der Deutschen Meisterschaft wieder Vierte - auf der internationalen Bühne aber erneut die Nummer eins auf dem alten Kontinent: Europapokal - Sieg Nummer zwei Anfang Oktober 1985 in Österreich. Udo Cymera und Udo Mehle fügten ihren Sammlungen eine weitere Trophäe hinzu, als sie mit der Deutschen Mannschaft in diesem Erfolgsjahr bei den World Games (der nicht - olympischen Sportarten) in London die Goldmedaille gewannen. Auch wenn Abteilungschef Hans Rindt im Jahresbericht Kritik äußerte, dass es mit der Deutschen Meisterschaft auch 1986 nicht geklappt habe: Die Faustball - Herren gewannen (als Cup - Verteidiger qualifiziert) zum dritten Mal im August ´86, diesmal vor eigenem Publikum, den Europapokal. Und in Brasilien errangen im Oktober beim Südamerika - Meister Sogipa Porto Alegre in zwei Finalspielen Udo und Rainer Cymera, Udo Mehle, Martin Becker, Uwe Schneider, Bernd Michel und Karlheinz Schulze den ersten offiziellen Titel des Weltpokalsiegers. Kurz zuvor hatte, quasi nebenan, in Argentinien die WM stattgefunden: Udo Cymera und Udo Mehle wurden mit der Nationalmannschaft Weltmeister.

Jugendarbeit macht Hoffnung!

Noch einmal, 1987, gab´s einen großen Mannschaftserfolg, in der Schweiz den zweiten Platz im Europa - Pokal. Dann war die Glanzzeit im Faustball erst einmal vorbei: Abstieg der Herren aus der 1. Bundesliga, Auflösung der Damen - Mannschaft. Von 1988 an setzte ein permanentes Auf und Ab im Bayer 04 Faustball ein, der durch Udo Mehle 1989 noch einmal etwas vom Glanz der Goldmedaille eines Weltmeisters bei den World Games in Karlsruhe im Feld - Faustball mit bekam. Udo Cymera hatte seine Karriere inzwischen beendet. Aber der Nachwuchs unter der Anleitung von Trainer Klaus Molitor bereitete nun Freude. Schon 1989 gut platziert, gewann die Schülermannschaft 1990 die Deutsche Meisterschaft. Im Herbst dieses Jahres wurde Udo Cymera als Trainer der 1989 wieder in die Bundesliga aufgestiegenen Herrenmannschaft von Udo Mehle abgelöst. Als 1991 erneut ein Damenteam in die Hallensaison startete, lautete die Zielvorgabe für die Männer, wieder ein Spitzenteam zu werden. Doch das war leichter gesagt als getan. Die Faustballer, auch als Mitglied der Bundesliga, warten nun seit vielen Jahren darauf, an die herausragenden Erfolge früherer Jahrzehnte anzuknüpfen. Die gute Jugendarbeit macht indessen Hoffnung, dass dies mittelfristig auch gelingt.

Namentlich in den 90er Jahren waren die Bayer 04 -Faustballer bei Mädchen und Jungen und sogar in den Mini - Altersklassen sehr aktiv. Herausragend dabei die männliche Jugend, die 1993 und 1995 Deutscher Meister wurde und in der Folge immer wieder in der deutschen Spitzengruppe mitspielte. Aus diesen Jugendmannschaften wurden Benedikt Binus und Stephanie Sauer mit ihren Nationalmannschaften 2002 bzw. 2003 Europameister. Das soll die Basis für das künftige Bundesliga - Engagement der Leverkusener sein. Mit diesen Erfolgen eng verbunden ist der Name von Dirk Hennebach, der von 1992 bis 2002 die Abteilung leitete. Übrigens als Nichtfaustballer, was sich auf die Struktur durchaus positiv auswirkte, vor allem auf den Zusammenhalt der Abteilung. Von 2004-2017 war Michael Schneider der Abteilungsvorsitzende und hat mit seiner Arbeit dafür gesorgt, dass die Abteilung Faustball des TSV in Deutschland sehr beliebt und respektiert ist.

Seit 2018 ist Frank Schmidt der Abteilungsvorsitzende.

In den letzten Jahren hat sich die gute Jugendarbeit der zuständigen Trainer in Form einiger Meistertitel in den Jugendklassen (u. A.: Deutscher Meister U18 weiblich 2015 in der Halle, Deutscher Vizemeister U18 weiblich 2016 im Feld, Deutscher Meister U16 weiblich 2017 im Feld) sowie mit dem Aufstieg des Frauenteams in die 1.Bundesliga (Halle und Feld 2017/18) und einiger guter Platzierungen bei Faustball - Turnieren (u. A.: Berliner Turnfest 1.Platz 2017 und Käferpokal in Mannheim 2.Platz 2017, 2. Platz TKH-Turnier 2018) ausgezahlt.

Zudem kann unsere Abteilung mit Stolz auf drei Jugend – Nationalspieler-/EuropameisterInnen Marie Hodel, Katrin Hagen sowie Maya Mehle zurückgreifen, wenn es um Punkte in der 1.Bundesliga der Damen geht.

Doch auch die männliche Jugend blüht in unserem Verein in den letzten Jahren wieder auf!

So konnte sich die U16 wie U18 der männlichen Jugend nicht nur für die „Norddeutsche Meisterschaften“ (sowohl U16 wie U18), sondern sogar für die „Deutsche Meisterschaft“ in der Altersklasse U16 für 2017 im Feld qualifizieren. Bislang ist zwar noch kein Podiumsplatz dabei herausgesprungen, aber für die Zukunft ist dies durchaus, auch bei Turnieren und im Ligabetrieb, möglich.

In der U12 konnte sich die Faustball-Abteilung dank der guten Jugend- und Öffentlichkeitsarbeit von 7 (2017) auf 30 (2020) Kinder steigern, deswegen ist damit zu rechnen, dass die Faustball-Jugend des TSV in Zukunft auch auf weiterführenden Meisterschaften vertreten ist.

Seit der Feldsaison 2014 gibt es kein Männerteam mehr in der 2. Bundesliga, allerdings kann sich dies durch die erfolgreiche und mitgliederstarke Jugendarbeit in den nächsten Jahren durchaus positiv ändern.

Seniorenbereich!

Dieser Zusammenhalt erweist sich auch im Seniorenbereich, wo seit Jahren ehemalige Aktive alle Altersklassen durchlaufen und zeigen, dass sie nichts verlernt haben. Über 30 Deutsche Senioren - Meistertitel seit 1969 belegen das Engagement. Hier spielen ehemalige Bundesligagrößen wie Alwin Herber, Udo Mehle, Frank Schmidt, Detlef Cymera, Klaus Molitor oder Wolfgang Schulz mit, die den Bayer 04 - Faustball geprägt haben.

 

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