Zehnkampf-Olympiasieger Willi Holdorf wird 80
Willi Holdorf, der Zehnkampf-Olympiasieger von 1964 und TSV-Ehrenmitglied, vollendet am Montag (17. Februar) sein 80. Lebensjahr.
Auch auf andere Weise bewies der Diplom-Sportlehrer, der für Bayer 04 Leverkusen startete, Vielseitigkeit: Als Bobfahrer holte er EM-Silber, später trainierte er die Bundesliga-Fußballer von Fortuna Köln.
In Glücksstadt an der Elbe aufgewachsen, spielte er schon als Knirps Fußball und galt als pfeilschneller Torjäger. Als Jugendlicher hütete Willi Holdorf beim MTV Herzhorn das Handball-Tor. Doch der große Wurf gelang ihm als Leichtathlet. Mit 19 wurde er Deutscher Juniorenmeister im Zehnkampf. 1960 erfolgte der Wechsel nach Leverkusen, Trainerlegende Bert Sumser nahm den vielseitigen Schleswig-Holsteiner unter seine Fittiche. Die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Rom verpasste er knapp.
Doch dann fand Willi Holdorf seinen Lauf. 1964 in Tokio erkämpfte er als erster Deutscher den Olympiasieg im Zehnkampf. Bei den abschließenden 1.500 Metern durfte der Mann von Bayer 04 maximal 18 Sekunden auf seinen Rivalen Rein Aun aus der Sowjetunion verlieren. Als er schließlich mit zwölf Sekunden Rückstand torkelnd ins Ziel kam, brach Willi Holdorf vollkommen ausgelaugt zusammen. Erst einige Zeit später konnte er sich über das Olympia-Gold freuen.
Frühes Karriereende
Willi Holdorf bewältigte 21 Zehnkämpfe, davon acht als Sieger. Zwischen 1959 und1965 wurde er 19 Mal in die Nationalmannschaft berufen und absolvierte dabei 37 Einsätze. In den verschiedensten Disziplinen holte er insgesamt 15 deutsche Meistertitel. Allerdings: Sein Olympiasieg, der ihm 1964 auch den Titel „Sportler des Jahres“ einbrachte, war auch gleichzeitig sein letzter Zehnkampf. „Ich war schon verheiratet, musste eine Familie ernähren und mich um mein Studium kümmern“, erklärt der Jubilar.
Seine Vielseitigkeit bewies Willi Holdorf auch als Fußball-Trainer beim damaligen Bundesligisten Fortuna Köln und als Leichtathletik-Coach in Leverkusen. Stabhochspringer Claus Schiprowski führte er 1968 als Trainer zu Olympia-Silber, Hürdenläufer Günther Nickel in die Weltspitze. Um das deutsche Tennis machte er sich ebenfalls verdient, arbeitete für das Davis-Cup-Team als Konditionstrainer. Im Zweierbob wurde er als Anschieber in den 1970er Jahren zusammen mit Horst Floth EM-Zweiter und WM-Vierter.
Einige Jahrzehnte war Willi Holdorf Repräsentant eines großen Sportartikel-Konzerns. Er war NOK-Mitglied und Mitglied des Bewerbungskomitees für die Olympischen Spiele an Rhein und Ruhr – und ergriff auch in der Diskussion um die deutsche Bewerberstadt für die Spiele 2024 für Hamburg Partei. Zudem übernahm er Ehrenämter bei der Stiftung Deutsche Sporthilfe und beim Handball-Bundesligisten THW Kiel. 2011 wurde der Tausendsassa in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen. Der Jubilar hält sich durch Rad fahren und Schwimmen fit. Selbst zwei Schlaganfälle konnten ihn nicht bremsen.
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