Willkommen in der Sportfamilie!
Der Krieg in der Ukraine zwingt Millionen von Menschen zur Flucht aus dem eigenen Land. So auch Kateryna und ihre zwei Kinder Timur (8) und Makar (10). Sie haben immerhin den Vorteil, dass sie einen sehr persönlichen Kontakt nach Deutschland, genau genommen Leverkusen, haben.
Die Familie aus Dnipropetrowsk, etwa 600 Kilometer südöstlich von Kiew, ist bei TSV-Sitzvolleyballer Dominik Albrecht untergekommen, mit dem Mutter Kateryna seit etwa drei Jahren in einer festen Fernbeziehung lebt.
Die 38-jährige Ukrainerin war mit ihren beiden Söhnen gerade in Lwiw im Westen der Ukraine im Urlaub, als der Krieg ausbrach. 75 Kilometer trennten die Drei von der rettenden polnischen Grenze. In Leverkusen zögerte Dominik Albrecht keinen Augenblick und setzte alle Hebel in Bewegung, um seine Partnerin mit den Kindern zunächst einmal nach Polen und damit in die EU zu bekommen. Letztlich half ihm der Kontakt zum polnischen Verein in Kattowitz, für den der 2,10-Meter-Hüne ein Jahr lang gespielt hatte. Mit Unterstützung seines früheren Trainers gelang es, die Familie nach Kattowitz zu bringen, wo der 34-Jährige sie überglücklich in die Arme schließen konnte. Dort durften sie zunächst einige Tage in einer Wohnung des Trainers bleiben, bevor sie gemeinsam im Auto des Nationalspielers den gut 1.000 Kilometer langen Trip nach Leverkusen antraten.
„Natürlich ist Katja erstmal froh, hier in Sicherheit zu sein“, berichtet Dominik Albrecht, der sich direkt um die bürokratischen Angelegenheiten kümmert. „Meldung bei der Stadt, finanzielle Unterstützung, Krankenversicherung und so weiter“, beschreibt der Verwaltungsangestellte der Bundespolizei den unfreiwilligen Neuanfang. Teil dieses Neustarts soll auch der TSV Bayer 04 Leverkusen sein. Für die ukrainische Profi-Sitzvolleyballerin ist die sportliche Situation vergleichsweise unkompliziert. „Katja hat schon vor dem Krieg immer wieder bei uns mittrainiert, das werden wir jetzt regelmäßiger machen“, erklärt Dominik. Dadurch, dass Kateryna zu den besten Sitzvolleyballerinnen der Ukraine zählt, kann sie bei den TSV-Männern gut mithalten. Sogar bei der deutschen Nationalmannschaft hat sie schon vor dem Krieg bereits einige Male mittrainiert.
Auch für die Kinder ist Dominik Albrecht nun auf der Suche nach sportlichem Anschluss. Da kommt das Angebot des Vereins, dass Geflüchtete unkompliziert an den Sportangeboten teilnehmen können, gerade recht. Für Timur steht zunächst Judo in der Herbert-Grünewald-Halle an. Makar schwimmt gerne, auch dafür zeichnet sich eine Lösung ab: „Wir versuchen, dass er bei den Para-Schwimmern mitmachen kann“, erläutert Parasport-Geschäftsführer Jörg Frischmann.
Kateryna und ihre Kinder sind übrigens nicht die einzigen Geflüchteten mit Bezug zu den Sitzvolleyballern. Ein befreundetes Pärchen von Dominik und Katja ist über Kontakte von Trainer Martin Blechschmidt in Köln untergekommen und bei der Familie von Ronja Schmölders, ebenfalls TSV-Sitzvolleyballerin, finden gleich vier Erwachsene und vier Kinder eine vorübergehende Bleibe.
Apropos vorübergehend: Wie lange wird Kateryna mit den Jungs wohl bei Dominik in dessen 2-Zimmer-Wohnung bleiben? „Wir haben keine Ahnung. Sie wollen auf jeden Fall wieder zurück in die Ukraine, wenn das möglich ist. Aber sie können natürlich so lange bei mir bleiben, wie sie möchten“, betont Dominik Albrecht. Am Ende ist ihm noch eins wichtig, auch mit Blick darauf, wozu der Sport in der Lage ist: „Wir möchten uns ganz herzlich beim gesamten sportlich-familiären Umfeld für die großartige Unterstützung bedanken!“
Uwe Pulsfort
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