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Hochsprung-Ikone Gunther Spielvogel wird 75

Gunther Spielvogel, der frühere deutsche Hochsprung-Rekordler und Olympia-Siebte von 1968, vollendet am Samstag (27. April) sein 75. Lebensjahr.


Im "Straddle" über die Latte: Gunther Spielvogel. Foto: privat
Im "Straddle" über die Latte: Gunther Spielvogel. Foto: privat

Der pensionierte Sportlehrer trainiert noch heute regelmäßig und hält sich durch Bewegung fit. In der Leichtathletik-Abteilung des TSV Bayer 04 Leverkusen engagiert sich der Jubilar als Jugendwart.

Auf ein Ereignis wird Gunther Spielvogel immer wieder angesprochen: den 20. Oktober 1968. Umjubelt von über 70.000 staunenden Zuschauern holt Richard „Dick“ Fosbury (USA) in Mexiko-City überraschend den Olympiasieg im Hochsprung. Das Besondere: Er springt mit Kopf und Schultern voran und dann mit dem Rücken über die Latte - eine Technik, die anfangs skeptisch beäugt wurde. Inzwischen aber ist der Fosbury-Flop die Standardtechnik des Hochsprungs.

Gunther Spielvogel, der die Latte bäuchlings, also im Straddle überquerte, war bei diesem denkwürdigen Olympia-Finale mittendrin und hatte gar mit einer Medaille spekuliert. Durch eine gereizte Patellasehne gehandicapt, brachten 2,14 Meter aber immerhin Platz sieben. Im vorolympischen Trainingslager in Flagstaff im US-Bundesstaat Arizona hatte der damals 24-Jährige locker 2,18 Meter überquert – was ihm 1971 auch in einem offiziellen Wettkampf gelang und ihm einen deutschen Rekord bescherte.

Sportliche Eltern

Im oberschlesischen Sosnowiec geboren und in Weil am Rhein aufgewachsen, färbte die Sportbegeisterung der Eltern früh auf Gunther Spielvogel ab. Die Mutter betrieb Tischtennis, Schwimmen und Faustball, der Vater Faustball, Turnen und Leichtathletik. Der Filius begann mit zehn Jahren mit dem Faustball, als 15-Jähriger mit dem Hochsprung. Nach dem Abitur absolvierte eine Ausbildung zum Industriekaufmann und wurde 1964 im Leverkusener Bayer-Werk angestellt.

Damit einher ging der Wechsel zum heutigen TSV Bayer 04 Leverkusen. Immer noch arbeitet er als Jugendwart aktiv im Vorstand der Leichtathletik-Abteilung mit. 1967 trat er ein Studium an der Deutschen Sporthochschule Köln an, dem 1973 eine Stelle als Sportlehrer am Bensberger Otto-Hahn-Gymnasium folgte. Im vier Kilometer entfernten Refrath befindet sich sein Domizil. Vitrinen voller Pokale und Medaillen zeugen von der überaus erfolgreichen Karriere.

Auch im Zehnkampf spitze

Zwischen 1964 und 1971 wurde Gunther Spielvogel fünfmal Deutscher Hochsprung-Meister. Überraschend fiel sein Zehnkampf-Debüt aus, bei dem er 1966 starke 7.005 Punkte sammelte. Allerdings blieb der Fokus auf dem Hochsprung. 1967 steigerte der Jubilar die deutsche Hallenbestleistung auf 2,15 Meter und belegte bei den Europäischen Hallenspielen Platz fünf.

Als „Oldie“ setzte Gunther Spielvogel seine Erfolgsbilanz fort. Viermal wurde er in verschiedenen Altersklassen Senioren-Weltmeister. Doch nur auf Hochsprung und Leichtathletik reduzieren lässt sich der vielseitig begabte Allrounder nicht: Schon als Student spielte er in der Volleyball-Bundesliga. Im Squash errang er in Ü40 und Ü45 den Titel des Deutschen Senioren-Meisters. Auch im Faustball erwarb Gunther Spielvogel mehrfach den Titel des Deutschen Senioren-Meisters.

Seinen vorerst letzten internationalen Erfolg als Hochspringer errang Gunther Spielvogel 2011 bei den Senioren-Hallen-Europameisterschaften in Gent (Belgien) – mit elf Zentimetern Vorsprung. Seinen vorerst letzten Titel bei Deutschen Senioren-Hallenmeisterschaften strich er 2014 ein. Nicht ausgeschlossen ist, dass der Neu-M75er im nächsten Jahr noch einmal angreift. Zunächst aber ist Schonung angesagt. Denn im Januar wurde er am Knie operiert. An Ruhestand denken mag der Jubilar deshalb aber noch nicht.

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