Hochspringer ermitteln Energieverluste
Der weltweit einzigartige Stabhochsprung-Messplatz in Leverkusen ist so erweitert worden, dass er nun auch von Hochspringern genutzt werden kann.
Die Hochsprung-Kaderathleten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), darunter Europameister Mateusz Przybylko und die EM-Dritte Marie-Laurence Jungfleisch, haben die Einrichtung jetzt für eine umfangreiche Leistungsdiagnostik genutzt.
Mit Hilfe des Messplatzes und spezieller Software kann in Leverkusen jetzt auch der Bewegungsablauf von Hochspringern in alle Einzelteile zerlegt und bis ins kleinste Detail wissenschaftlich ausgewertet werden. Dazu wird der Körper des jeweiligen Springers an markanten Stellen wie Schläfen, Schultern, Ellbogen, Hüften, Knie und Füßen mit Elektroden beklebt. Unter dem Hallendach montierte Infrarot-Kameras filmen die Aufkleber und damit die Bewegungen des Springers. Zusätzlich erfassen in der Anlaufbahn eingelassene Messplatten Anlaufgeschwindigkeit und Krafteinsatz.
Alle Daten werden von einem Computer registriert und analysiert. Dr. Falk Schade, beim Olympiastützpunkt Rheinland in Köln für die biomechanische Leistungsdiagnostik zuständig und wissenschaftlicher Kopf hinter dem Messplatz-Projekt, erkennt in den Tabellen und Grafiken zum Beispiel sofort, wo Energie sich beim Absprung nicht in Höhe verwandelt und verloren geht, zum Beispiel durch Bewegungen, die nicht höhenwirksam sind.
Ziel: Trainingsoptimierung
Insgesamt können die Springerinnen und Springer jede Menge Hinweise bekommen, was sich verbessern lässt, um weiter nach oben zu kommen. „Unsere Erkenntnisse sind Hilfsmittel, mit denen Trainer und Athleten arbeiten können. Aber wir würden uns nicht dazu versteigen Prognosen abzugeben, in welchem Zeitrahmen bestimmte Leistungssteigerungen möglich sind“, erklärt Wissenschaftler Falk Schade.
Die Mitglieder der Hochsprung- und Stabhochsprung-Kader des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) haben übers Jahr verteilt mehrfach die Möglichkeit, sich in Leverkusen einer umfangreichen Diagnostik zu unterziehen. Nicht nur etablierten Assen, auch dem Nachwuchs bringt die hochkomplexe und innovative Anlage Vorteile, gilt es doch den altersgerechten und langfristigen Aufbau von Talenten trainingswissenschaftlich zu begleiten.
Ein weiterer Ausbau des Messplatzes ist möglich. Denkbar ist, dass er auch für den Sprint anwendbar gemacht wird. Stabhochspringer nutzen den Messplatz in der Leverkusener Leichtathletik-Halle seit Mai 2014.
Harald Koken
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