Gelungener Saisonabschluss
Die Spitzenläuferin des TSV Bayer 04 Leverkusen verbessert in Trier die deutsche 2000-Meter-Bestmarke auf 5:34,53 Minuten.
Am Ende einer schwierigen Saison macht Konstanze Klosterhalfen Lust auf die nächste: Beim Flutlichtmeeting in Trier rannte die 24-Jährige die selten gelaufenen 2000 Meter in 5:34,53 Minuten und holte sich damit nicht nur den Sieg, sondern auch eine fast 36 Jahre alte Bestmarke. So lange war über 2000 Meter keine Deutsche schneller gelaufen als die Potsdamerin Ulrike Bruns (5:37,62 Minuten).
„Es war ein sehr schöner Abschluss der Saison in einer tollen Atmosphäre. Solche Meetings sind Laufen pur, ich habe es sehr genossen“, sagte Klosterhalfen, die in diesem Jahr seit ihrem Deutschen Rekord über 10.000 Meter (31:01,71 Minuten) im Frühjahr immer wieder mit Verletzungs-Problemen zu kämpfen hatte: „Dass es auch über die 2000 Meter zum deutschen Rekord gereicht hat, freut mich unheimlich. Ich schaue nach den Rennen in Europa nun voller Vorfreude auf die neue Saison."
Zwischen dem Istaf in Berlin, wo sie über 1500 Meter Fünfte geworden war, und ihrem Start in Trier war für die Ausnahmeläuferin neben Trainingseinheiten auf der Fritz-Jacobi-Anlage auch Physiotherapie bei ihrem Verein TSV Bayer 04 Leverkusen angesagt. Mit dabei: Sonia O’Sullivan, seit April Klosterhalfens Co-Trainerin an der Seite von Coach Pete Julian. Und auf ihrer Europa-Tour Begleiterin und Vorbild für die Leverkusener Läuferin. „Das ist echt cool. Wir verstehen uns sehr gut, sie ist eine Persönlichkeit, sie hat das alles schon mal durchgemacht“, sagt Klosterhalfen. „Das alles“ – also den Weg in die Weltspitze des Mittelstreckenlaufs.
Die heute 51 Jahre alte Irin O’Sullivan gewann 2000 in Sydney Silber über 5000 Meter und wurde in ihrer Karriere Weltmeisterin über 5000 Meter sowie Europameisterin über 3000, 5000 und 10.000 Meter. Ihre 2000-Meter-Bestmarke war bis Dienstag Weltrekord. Dann lief Francine Niyonsaba aus Burundi in Zagreb 3,8 Sekunden schneller und durchkreuzte den schönen Plan von Klosterhalfen und ihrer Co-Trainerin. Der lautete: Die Schülerin knackt den Weltrekord der Lehrerin. Als kleinen Motivationskick zum Abschluss dieser verletzungsbedingt schwierigen Saison. Nun steht die Marke bei 5:21,56 und nicht mehr bei O’Sullivans 5:25,36 Minuten. „Sonias Zeit motiviert mich trotzdem“, hatte Klosterhalfen vor dem Meeting in Trier gesagt.
Nun hat sie diese Bestmarke in Trier noch verfehlt, dafür aber deutlich gezeigt, dass sie zurück im Geschäft ist. Erst acht Wochen vor den Olympischen Spielen in Tokio konnte Klosterhalfen damit beginnen, sich gezielt vorzubereiten – und nun bricht sie schon wieder eine jahrzehntealte deutsche Bestmarke. Auch das Resultat in Tokio konnte sich mehr als sehen lassen: Platz acht über 10.000 Meter. Beim Istaf in Berlin trat Klosterhalfen zum ersten Mal seit über zwei Jahren wieder vor deutschem Publikum auf. Und war begeistert: „Das Rennen war nicht das beste meiner Karriere, ich habe nicht gewonnen, und trotzdem haben die Menschen mich gefeiert und sich gefreut, mich zu sehen.“
Viele Leichtathleten sind froh, dass die Saison nun zu Ende geht. Konstanze Klosterhalfen dagegen würde am liebsten weiter durchstarten. „Ich komme langsam in Fahrt, die Schnelligkeit kommt, die Tempohärte. Ich bin froh, wieder im Wettkampfmodus zu sein“, sagt sie. Das schadet nichts, denn die nächste Saison wird herausfordernd. Es stehen die EM in Paris und die WM in Eugene auf dem Programm. Quasi zwei Heim-Wettkämpfe für Klosterhalfen, die seit Ende 2018 in Portland/Oregon trainiert, nur eine gute Autostunde vom Austragungsort der nächsten Leichtathletik-Weltmeisterschaften entfernt.
Klosterhalfen hat sich vor allem eins vorgenommen: „Die Freude muss überwiegen.“ Sie gebe jeden Tag ihr Bestes, da müsse sie sich den Spaß bewahren. „Und ich habe im letzten Jahr gelernt, dass es das Wichtigste ist, auf den Körper zu achten und gesund zu bleiben. Dann ist viel möglich.“
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