Ecker-Rosendahl feiert runden Geburtstag
Vor 50 Jahren gewann die ehemalige Athletin und Trainerin des TSV Bayer 04 Leverkusen bei den Olympischen Spiele in München drei Medaillen – jetzt wird sie 75 Jahre alt.
Ein großes Fest wird es nicht, sondern eine Party in Etappen: Die Leverkusener Olympiasiegerin Heide Ecker-Rosendahl wird am Montag 75 Jahre alt – und wegen der Corona-Pandemie sagt sie: „Ich würde mich gar nicht trauen, viele alte Freunde einzuladen.“ Also kommt an den Wochenenden vor und nach ihrem Ehrentag die Familie, die Söhne David und Danny, die vier Enkel, und am Montag sind einige enge Freunde zu Gast.
Olympische Erinnerungen hält das Jahr ihres runden Geburtstages aber reichlich bereit für die ehemalige Leichtathletin: Im Sommer ist es 50 Jahre her, seit Heide Rosendahl bei den Olympischen Spielen 1972 in München zum Star des deutschen Teams wurde. Mit Nickelbrille und rot-weiß-gestreiften Socken holte sie sich den Sieg im Weitsprung und stürmte als Schlussläuferin der 4 x 100-Meter-Staffel zu Gold und Weltrekord. Außerdem eroberte sie Silber in ihrer eigentlichen Lieblingsdisziplin, dem Fünfkampf.
Es war der Höhepunkt ihrer Karriere: Bei den Spielen vier Jahre zuvor in Mexiko kam Rosendahl im Weitsprung auf Platz acht und konnte als Weltjahresbeste und Topfavoritin wegen einer Muskelverletzung im Fünfkampf nicht antreten. Im Jahr darauf, 1969, stellte sie mit 5.155 Punkten einen Fünfkampf-Weltrekord auf. 1970 schaffte sie mit 6,84 Metern im Weitsprung einen weiteren Weltrekord – die Weite ist bis heute Vereinsrekord beim TSV Bayer 04 Leverkusen. Ihre Erfolge brachten Rosendahl 1970 und 1972 die Auszeichnung als deutsche „Sportlerin des Jahres“.
Auf München werde sie aktuell sehr viel angesprochen, erzählt Ecker-Rosendahl: „Das fing schon im letzten Herbst an, mit Fernsehaufnahmen in München am Stadion und Interviews, das war schon sehr emotional.“ Sonst denke sie nicht so häufig an die Erlebnisse von damals, aber im Jubiläumsjahr seien die Spiele von 1972 „ungewöhnlich präsent“. Dazu kommen die aktuell laufenden Winterspiele in Peking. Ecker-Rosendahl guckt immer mal wieder rein in die Fernsehübertragungen, und sie habe festgestellt: „Wir waren auch nicht viel anders gestrickt als die Athleten heute.“
Die Olympiasiegerin von damals leidet mit Sportlern wie dem Kombinierer Eric Frenzel, die Corona-Quarantäne erleben statt Wettbewerb: „Ich glaube ich wäre sofort abgereist“, sagt Ecker-Rosendahl, „das hat alles nicht mehr viel mit Olympia zu tun“. Den Gigantismus der Spiele von heute hat sie schon häufiger kritisiert, und ihr Bedauern geäußert, dass sich die Menschen in Deutschland kaum noch für Olympia im eigenen Land begeistern lassen.
Sie selbst beendete ihre Karriere im Jahr nach den Spielen von München. Familie war ihr wichtig, sie heiratete den ehemaligen Basketballer John Ecker, wurde Mutter, arbeitete in Leverkusen als Trainerin und engagierte sich im Deutschen Leichtathletik-Verband und in der Sportstiftung NRW. Ihr jüngerer Sohn Dany erbte das Leichtathletik-Gen und stieg als Stabhochspringer in den Reigen der Sechs-Meter-Springer auf. Heute hält sich Heide Ecker-Rosendahl mit der Arbeit in ihrem großen Garten, ein bisschen Gymnastik zu Hause und Spaziergängen mit dem Hund von Dany fit. Es gehe ihr gut, sagt sie, „bis auf die üblichen Altersbeschwerden, dass es mal hier und da zwickt“.
Foto: Uwe Miserius
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