Für Wissbegierige
Alexandra Ndolo hat auf ihrer Afrika-Reise für unzählige glückliche Kinderaugen gesorgt. Fotos: privat
Alexandra Ndolo hat auf ihrer Afrika-Reise für unzählige glückliche Kinderaugen gesorgt. Fotos: privat

| Fechten

Alexandra Ndolo: Glückliche Brückenbauerin

Wenn es stimmt, dass Schenken ebenso glücklich macht wie beschenkt werden, dann ist Alexandra Ndolo ein sehr zufriedener Mensch. Und genau das spürt man in Gegenwart der TSV-Degenfechterin: den Eindruck, dass es ihr sehr gut geht. Nicht nur, aber doch auch wegen ihrer mehrtägigen Afrika-Reise, bei der sie zahlreiche Kinder und auch Erwachsene auf ihre Art beschenkt hat.


Auch als Gesprächspartnerin war Alexandra Ndolo gefragt.
Auch als Gesprächspartnerin war Alexandra Ndolo gefragt.

Mitten in der Adventszeit machte sich die Vize-Weltmeisterin von 2022 auf den Weg nach Kenia, um dort gleich bei mehreren Veranstaltungen die Sportart Fechten zu promoten – und doch ging es um deutlich mehr als „nur“ Sport.

Seit vielen Jahren engagiert sich Alexandra Ndolo, Tochter einer polnischen Mutter und eines kenianischen Vaters, in dem afrikanischen Staat für den Fechtsport. Ihre Willensstärke, die sie auf der Planche schon so weit gebracht hat, zeigte sie auch hier: Im Jahr 2022 wechselte die heute 38-Jährige gar ihre Fechtnation und geht seitdem international für Kenia an den Start. Ein großer Schritt, konsequent umgesetzt, um ihre Mission zu erfüllen: „Ich wollte und möchte immer noch im Heimatland meines Vaters dem Fechtsport zu maximaler Aufmerksamkeit verhelfen. Das geht am allerbesten, wenn ich selber auch für das Land starte“, erklärt die gebürtige Bayreutherin, die bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 als erste kenianische Fechterin überhaupt antrat.

An ihrer Trainingssituation beim TSV Bayer Leverkusen änderte das nur wenig, lediglich ihre Reisen nach Afrika stehen seitdem häufiger im Kalender. So auch für eine Woche im Dezember, in der sie an mehreren Events teilnahm, vornehmlich für Kinder und Jugendliche. Auslöser war in diesem Fall eine Anfrage der Französischen Botschaft, die sich im Nachgang der Olympischen Spiele an Alexandra Ndolo gewandt hatte und Maßnahmen mit nachhaltigem Effekt umsetzen wollte. Die Zielgruppen vor Ort hätten unterschiedlicher kaum sein können: Neben einer französischen und einer deutschen Schule war Alex Ndolo unter anderem in zwei Armenvierteln, aber auch die Mitglieder eines eher elitären Country Clubs waren Teil des Programms.

Abgesehen von organisatorischen Fragen ging es in der Vorbereitung vor allem darum, welches Equipment vor Ort zur Verfügung steht. Über private Initiativen versorgt Alex Ndolo die Menschen in Kenia immer wieder mit Sportausrüstung. Um allerdings den Fechtsport selbst auf Einsteigerbasis wirklich sinnvoll anbieten zu können, braucht es zumindest eine Fechtbahn. Auch hier half Alex mit Kontakten zu einem entsprechenden Anbieter. So machten sich sowohl eine Fechtbahn als auch 15 komplette Sets mit Degen, Anzügen und Masken auf den Weg nach Afrika, wo das Equipment perspektivisch in der französischen Schule eingesetzt werden soll.

Für Alexandra Ndolo, die schon seit Jahren als Mentorin eine lokale Fechterin bzw. inzwischen Trainerin unterstützt, ging es unter anderem ins Armenviertel Kibera, wo Kinder häufig selber oder aus nächster Nähe Erfahrungen mit häuslicher Gewalt machen. Mit offenen Armen wurde die TSV-Fechterin dort durch die „One Fine Day“-Organisation empfangen, etwa 50 Mädchen und Jungen sammelten unter ihrer Anleitung erste Erfahrungen in einer für sie völlig neuen Sportart und waren hellauf begeistert: „Die Kinder sind unglaublich dankbar, wenn sie etwas Abwechslung und Wertschätzung bekommen“, schwärmt die Afrika-Meisterin von 2023 und 2024, die ganz ähnliche Erfahrungen bei der Alpha Lighthouse Foundation in Bahnhofsnähe gemacht hat.

Etwas anders lag der Schwerpunkt beim Besuch der Aliance Françaises: Dort gab es zunächst ein Demofechten vor 150 Gästen, anschließend beteiligte sich die Studentin der Wirtschaftspsychologie an einer Podiumsdiskussion zum Thema Frauenförderung beziehungsweise Gleichberechtigung. Auch das „Gewalt gegen Frauen“ spielt immer wieder eine Rolle, hier unterstützt Alexandra Ndolo eine gleichnamige Kampagne.

Workshops und Schnupperstunden an einer deutschen sowie an einer französischen Schule rundeten das Programm ab. Am Ende kamen durch die Bayer-Athletin etwa 300 Kinder sowie einige Erwachsene mit dem Fechtsport in Kontakt – und lernten von Alexandra Ndolo viel mehr als nur die Technik des Fechtens, häufig geht es auch um Werte wie zum Beispiel Engagement und Fokus.

Inzwischen wurde Alexandra Ndolo, die es in beeindruckender Weise schafft, Brücken zwischen den Kulturen zu bauen, in die Top 100 der bedeutendsten Menschen in Kania berufen. Eine tolle Auszeichnung für eine tolle Sportlerin – und ein Grund mehr um glücklich zu sein.

Text: Uwe Pulsfort

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