 
      
  
      
Pionier des Para Sports: Willi Nagelschmidt ist tot
Ein Urgestein des Para Sports in Leverkusen ist im Alter von 91 Jahren verstorben: Wilhelm (Willi) Nagelschmidt ebnete den Weg, dass die Para Sport-Abteilung des TSV Bayer 04 Leverkusen heute so erfolgreich sein kann.
Als Frühpensionär der Bayer AG setzte sich Willi für den TuS 04 Leverkusen und später auch für den TSV Bayer 04 ein. Bis zuletzt erzählte er stolz, dass Rainer Calmund als Azubi in seiner Abteilung bei Bayer arbeitete. Der Bayer-Sport war sein Leben. Er sammelte alles, was mit dem Verein TSV Bayer 04 und der Bayer AG zu tun hat. Seine Sammlung ist überwältigend und dürfte einmalig sein.
Ob Skat in Grosse Ledder, die Lichtenfelstour der Fußballtennis-Gruppe, das Aschermittwoch-Fischessen mit den Sitzvolleyballern oder der Montagabend in der Vereinsgaststätte: Willi war ein Vereinsmensch. Er rechnete Fußball-Bundesligaspiele ab, war Kassierer der Bayer 04-Amateure und unterstützte viele andere Abteilungen.
Auch im Ältestenrat des Vereins war „Nagel Willi“, wie er genannt wurde, lange Jahre eine konstante Größe. Sein Herzensangelegenheit war immer der Para Sport. Er war der gute Geist der Sitzvolleyballer und vormals auch der Standvolleyballer. Er begleitete die Teams auf ihrer Erfolgsreise durch die Hallen Europas. In den 80er-Jahren konnte er seinen Bayer-Direktor Theodor Zühlsdorf für die „Holzbeine“, wie er die Abteilung liebevoll nannte, gewinnen. Zühlsdorf wurde später Vorsitzender des Behindertensportverbandes BRSNW und später auch Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes. Auch seinen Schwager Paul Karsch begeisterte er für den Sport. Der leitende Bayer-Mitarbeiter führte die Bayer-Basketball-Abteilung und wurde später Schatzmeister des BRSNW.
Neben seinen Tätigkeiten im Verein war Willi auch im BRSNW in verschiedenen Gremien aktiv. Er war ein Mitglied der BRSNW-Finnland-Fahrer, die sich regelmäßig zum Austausch mit Sportlern aus Finnland trafen. Als Fan der Paralympics besuchte er mit seiner Reisegruppe die Paralympics in Barcelona, Atlanta, Sydney und Athen.
Auch der Breitensport und hier speziell die Kinder mit Behinderung waren ihm ein stets großes Anliegen. Im Verein baute er ehrenamtlich mit der Unterstützung von Karl Quade und Siegmund Soicke den Leistungssport auf. Später übernahm sein Schwiegersohn Jörg Frischmann mehr und mehr seine Aufgaben und leitet seit 1998 als hauptamtlicher Geschäftsführer die Abteilung.
Heute zählt die Parasport-Abteilung des TSV Bayer 04 Leverkusen zu den erfolgreichsten Vereinen in Deutschland und genießt große internationale Anerkennung. All dies wäre ohne Willis Engagement nicht möglich gewesen.
Als Sportler feierte er seinen größten Erfolg mit den Gewinn der Deutschen Meisterschaft im Para Schwimmen. Nun verstarb er in seiner Wahlheimat Fröndenberg. Mit seiner schweren Behinderung hat er ein beachtliches Alter erreicht. Er war ein Kämpfer, der nie den Lebensmut verloren hat. Sein Motto war „Et kütt wie es kütt“.
„Mit Willi Nagelschmidt verliert der Verein ein echtes Urgestein. Mach et jot, lieve Willi“, sagt Para Sport-Geschäftsführer Jörg Frischmann: „Das, was der Para Sport in Leverkusen ist, wäre er ohne Willi nie geworden. Wir verlieren mit ihm einen außergewöhnlichen Menschen, der selbst nie im Rampenlicht stehen wollte, obwohl er es verdient gehabt hätte. Willi selbst sah sich immer als guten zweiten Mann.“
