Für Kämpfertypen
Léon Schäfer (c) Tom Weller / DBS

Léon Schäfer: Mit Bestweite zu WM-Silber

Titelverteidiger Léon Schäfer hat im Weitsprung bei der Para Leichtathletik-WM im Indiens Hauptstadt Neu-Delhi mit Silber die erste deutsche Medaille gewonnen. Nun kämpft der Athlet des TSV Bayer 04 Leverkusen um den Erhalt des attraktiven Wettbewerbs, der für die Paralympics 2028 aus dem Programm gestrichen wurde.

 


7,15 Meter im ersten Versuch deuteten direkt an, was Léon Schäfer in Neu-Delhi vorhatte: Er wollte Paralympicssieger Joel de Jong aus den Niederlanden nicht nur ärgern, er wollte gewinnen. Schließlich hatte Schäfer seit 2019 drei Mal in Folge die WM gewonnen, war bis vor etwas mehr als einem Jahr Weltrekordhalter und der erste oberschenkelamputierte Weitspringer, der je über sieben Meter gesprungen war. Bis de Jong im vergangenen Jahr ausgerechnet in Leverkusen an ihm vorbeiflog und Schäfer durch eine technische Änderung so verunsicherte, dass er als Weltmeister bei den Paralympics nur Vierter wurde.

Als de Jong im ersten Versuch direkt 7,57 Meter sprang, blieb Schäfer cool – so wie der 28-Jährige es vor den Paralympics auch immer gehandhabt hatte. Mit 7,38 Meter sprang er im vierten Versuch mit persönlicher Bestweite auf Rang zwei vor, im letzten Versuch musste er lange zittern, bis die Weite angezeigt wurde – 7,45 Meter reichten zwar nicht für Gold, waren aber die zweite Verbesserung der eigenen Bestleistung, die vorher bei 7,25 Metern stand. „Ich hätte gerne gewonnen, das kann ich nicht leugnen. Ich komme hier nicht hin, um Zweiter zu werden“, sagte Schäfer, der von Erik Schneider trainiert wird: „Aber ich habe eine geile Serie hingelegt, bin zweimal persönliche Bestleistung gesprungen, deshalb ist alles okay. Zufriedenheit verschaffen mir vor allem die Bestleistung und die Tatsache, dass ich sie ohne Brett gesprungen bin. Das heißt, wir können da noch mal 20 Zentimeter draufrechnen. Ich weiß, dass da noch sehr viel Luft nach oben ist. Ich weiß das schon seit Jahren und es ist geil, das endlich mal in der Competition zu zeigen.“

Immer weiter zu springen, das ist Schäfers größter Ansporn: „Ich weiß nicht, wie weit es geht. Ich mache das seit 14 Jahren, um herauszufinden, was ist als Oberschenkelamputierter für mich persönlich möglich? 2020 bin ich erstmals über sieben Meter gesprungen, jetzt turnen wir bei siebeneinhalb rum, es geht in Richtung acht Meter. Es ziehen immer mehr nach, wir sind einfach sehr, sehr krass. Ich bin stolz darauf, dass ich uns diese Türen geöffnet habe – aber ich bin jetzt auf jeden Fall bereit, weiter zu graben und weitere Türen zu öffnen.“

Ob Schäfer das in Zukunft auf der großen Bühne kann, ist momentan jedoch fraglich. Für die Paralympics 2028 in Los Angeles wurde der Weitsprung der oberschenkelamputierten Männer nicht in das Programm mit den 164 Wettbewerben aufgenommen, was angesichts von 13 Teilnehmern und der hohen Attraktivität des Wettkampfs – vier Leute sprangen über sieben Meter, selbst der Paralympics-Dritte verpasste in Neu-Delhi um einen Zentimeter den Endkampf der besten Acht – für viele unverständlich ist. „Wir springen solche krassen Weiten, wir bringen solche krassen Wettkämpfe ins Stadion. Diese Entscheidung wurde getroffen ohne wirkliche Begründung und ohne vernünftig miteinander zu kommunizieren. Wir wurden einfach vor vollendete Tatsachen gestellt“, sagte Schäfer: „Es war nie ein Thema, dass unser Wettkampf rausfällt für LA. Dann kommt das Programm raus und wir sind nicht drin. Ich kann es nach wie vor nicht verstehen. Aber wir werden uns alle zusammen stark machen und alles dransetzen, dass diese Entscheidung rückgängig gemacht wird.“

Am Sonntag hat Schäfer in Neu-Delhi noch eine zweite Medaillenchance: Dann möchte der Doppel-Weltmeister von Kobe 2025 seinen Titel über 100 Meter verteidigen.

Johannes Floors sprintete am Montag in 10,69 Sekunden als Schnellster ins 100-Meter-Finale, das am Dienstagabend steigt. Dann treten auch Elena Kratter und Tomomi Tozawa im Weitsprung an.

Zudem wurde Jule Roß in 12,58 Sekunden Siebte über 100 Meter: „Ich bin sehr happy, dass ich gestern mit persönlicher Bestleistung ins Finale eingezogen bin und heute habe ich es genossen, hier noch mal zu starten. Die Atmosphäre ist cool, natürlich hätte ich gerne noch mal einen Tick drauf gelegt, aber ich bin trotzdem sehr fein mit der Zeit und freue mich auf die 400 Meter übermorgen.“

 


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