
Floors sprintet zum Weltrekord über 200 Meter
Das 6. Para Leichtathletik Heimspiel des TSV Bayer 04 Leverkusen versprach nicht zu viel, war doch die Elite im Sport mit und ohne Prothesen vertreten und lieferte ab: Fleur Jong verbesserte ihren Weltrekord über 100 Meter, Lokalmatador Johannes Floors über 200 Meter – auch sonst gab es etliche Bestleistungen.
„Ich bin noch total geflasht“, freute sich Leverkusens Parasport-Geschäftsführer Jörg Frischmann, der gemeinsam mit Sara Grädtke die Organisation inne hatte: „Wir haben unser Standing in der weltweiten Para Leichtathletik heute wieder unter Beweis stellen können. Nicht nur, dass so viele Athletinnen und Athleten aus Australien, Südafrika, Indien oder natürlich auch Europa zu uns gekommen sind – sie wollen auch alle im kommenden Jahr wieder dabei sein.“
Das erste Highlight setzte die niederländische Paralympics-Siegerin Fleur Jong, die ihren Weltrekord über 100 Meter im Vorlauf auf 12,19 Sekunden drückte. Im Finale lief sie gar noch 12,14 Sekunden, doch da war der Rückenwind unzulässig. „Dass ein Star wie Fleur und auch das gesamte holländische Team bei unserem Meeting sind, obwohl am Tag darauf die niederländischen Meisterschaften warten – das ist ein großer Gewinn für uns und nicht selbstverständlich“, freute sich Frischmann über den schon traditionellen Besuch aus dem Nachbarland.
Johannes Floors hätte über 100 Meter auch fast schon über einen Weltrekord gejubelt, doch bei seinen 10,52 Sekunden war der Rückenwind zu stark, nachdem er zuvor schon 10,61 Sekunden gesprintet war. Also ging er auch die 200 Meter entschlossen an und zeigte dann im Ziel seine Muskeln: 20,29 Sekunden bedeuteten eine Verbesserung seines über drei Jahre alten Weltrekords um 0,4 Sekunden – ein Riesensatz. „Ich bin beeindruckt, wie gut die Planung von Trainer Erik Schneider aufgegangen ist und wie fokussiert Johannes war“, sagt Frischmann – schließlich war der Weltrekord von Floors nicht der einzige Grund zur Freude für den heimischen TSV Bayer 04 Leverkusen.
Nachwuchstalent Jule Roß, die die WM-Norm über 400 Meter schon hatte, verbesserte ihre Bestzeiten über 100 und 200 Meter um 0,19 Sekunden auf 12,53 Sekunden und um sieben Hundertstel auf 25,86 Sekunden und hakte damit nicht nur die Normen über diese Strecken ab, sondern freute sich über 200 Meter auch über einen deutschen Rekord. Im 100-Meter-Finale stoppte ihre Uhr sogar bei 12,39 Sekunden, doch auch hier war der Wind wie bei ihren starken 5,31 Metern im Weitsprung zu unterstützend – verkraftbar für die 19-Jährige, die bei Schneider und Kira Biesenbach trainiert: „Es war ein mega gelungener Tag. Ich freue mich riesig über meine beiden persönlichen Bestleistungen und WM-Normen. Das Training momentan läuft sehr gut, aber dass ich mich so viel über die 100 Meter verbessern konnte, war dann schon überraschend.”
Geburtstagskind Elena Kratter beschenkte sich mit einer Weltjahresbestzeit von 14,47 Sekunden und einem klaren Schweizer Rekord über 100 Meter selbst, zudem zeigte die Schweizerin im Bayer-Trikot mit 5,26 Metern einen guten Weitsprung-Wettbewerb, auch wenn ihr bester Satz knapp ungültig gegeben wurde. So ging der Weitsprung-Wettbewerb mit 5,39 Metern an Paralympics-Siegerin und Weltrekordhalterin Vanessa Low, die ihre ersten Erfolge in Leverkusen feierte und jetzt für Australien startet.
Kim Vaske sprintete die 100 Meter ebenfalls in schnellen 13,13 Sekunden zur Bestzeit und stieß dann die Kugel zu einer herausragenden Bestweite mit 10,99 Metern. Newcomer Leandro Calado Simoes freute sich über 100 Meter in 11,77 Sekunden über einen deutschen Rekord und in 24,86 Sekunden über 200 Meter über eine Bestzeit genau wie viele Athleten ohne Behinderung, die ganz inklusiv beim Para Leichtathletik Heimspiel starteten.
Im Weitsprung der Männer siegte Markus Rehm mit 8,36 Metern vor Léon Schäfer mit 6,79 Metern, im Kugelstoßen war der Paris-Zweite Niko Kappel mit 14,18 Metern gut aufgelegt und Tom Sengua Malutedi warf den Speer hinter dem Paralympics-Zweiten Ajeet Singh aus Indien zur Saisonbestweite von 50,46 Metern. Jubel gab es auch beim Augsburger Andreas Walser: Der sehbehinderte Weitspringer holte sich am letzten Tag der Normerfüllung noch das Ticket für die WM in Indien Ende September. Beeindruckend waren auch die 12,09 Sekunden über 100 Meter des jungen Südafrikaners Puseletso Mabote und die 41,17 Meter der niederländischen Speerwerferin Noelle Roorda. Irmgard Bensusan sprintete in 13,73 Sekunden zur Saisonbestleistung.
„Es war ein sehr gelungener Tag und ich freue mich schon aufs nächste Jahr – jetzt stehen für unsere Athletinnen und Athleten aber erst einmal die European Para Youth Games in Istanbul Ende Juli und die WM in Neu-Delhi Ende September an“, sagte Frischmann.
Livestream zum Nachschauen: https://www.youtube.com/watch?v=CjF6vb4UdmI
Ergebnisse: https://ergebnisse.leichtathletik.de/Competitions/Details/16784
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