
13,05 Sekunden: Franziska Schuster in Top-Form
Im französischen Montreuil verbesserte die 23-jährige ihre 100m Hürden Bestzeit. Im Kurz-Interview blickt sie auf ihr Comeback nach langer Krankheit im Jahr 2024 zurück.
Nach langer krankheitsbedingter Pause im Jahr 2024 ist sie endgültig wieder zurück auf absolutem Top-Niveau: Franziska Schuster verbesserte ihre Bestzeit am Dienstag beim "Meeting de Montreuil" (Frankreich) auf 13,05sek. Hiermit siegte sie beim Bronze Meeting der World Athletics Continental Tour und reiht sich auf Rang drei der aktuellen Deutschen Jahresbestenliste ein.
Franzi, erstmal herzlichen Glückwunsch zur neuen Bestzeit! Wie fühlt es sich an, nach der langen krankheitsbedingten Pause im Jahr 2024 wieder auf diesem Top Niveau angekommen zu sein?
Erstmal vielen Dank, ich freue mich sehr über die PB! Es fühlt sich sehr gut an, dass ich jetzt wieder bei einem sehr guten Niveau angekommen bin und ich bin gespannt, in welche Richtung es sich in dieser Saison noch entwickelt. Im Wintertraining hat sich bereits angedeutet, dass ich gut drauf bin, aber vor allem jetzt nochmal in den letzten Wochen zum Sommer hin. Jetzt bin ich sehr froh und dankbar, dass ich das direkt auf die Bahn bringen konnte, weil man nach einem Jahr Pause natürlich nicht genau weiß, ob das alles so klappt.
Nimm uns einmal mit zurück ins Jahr 2024: nach einer sehr starken Hallensaison haben wir Dich draußen auf der Bahn vermisst. Wie kam diese lange Pause zustande?
Genau, 2024 war ich erstmal sehr zufrieden mit der Hallensaison, ich konnte unter anderem meine PB gut verbessern. Dann hatte ich einen guten Sommeraufbau, war zwei Wochen vor meinem ersten Wettkampf in Griechenland und dann bin ich vom einen auf den anderen Tag mit einer Mandelentzündung krank geworden. Dann hat sich beim Arzt herausgestellt, dass ich Pfeiffersches Drüsenfieber habe und das hat mir die ganze Saison gekostet. Ich war zwar nicht so lange krank, die Mandelentzündung hat ungefähr eine Woche angedauert, aber dann hatte ich erstmal über einen Monat Trainingsverbot von den Ärzten bekommen. Irgendwann durfte ich wieder ganz langsam anfangen, habe dann aber noch ganz viele Symptome gemerkt und, dass mein Körper einfach noch nicht bereit war. In der Zeit habe ich viel versucht und ganz lockere Trainingseinheiten gemacht. Dann wurde es Stück für Stück besser, sodass wir Ende Sommer wieder etwas mehr machen konnten. Dann habe ich nochmal einen Monat Pause gemacht, um das alles vom Kopf her abzuhaken und ganz normal in den Aufbau starten zu können. Ab dem Aufbau im Oktober habe ich dann nichts mehr vom Pfeiffer gemerkt, somit war der Weg auf jeden Fall der richtige. Dadurch, dass ich letztes Jahr keine Wettkämpfe machen konnte, bekomme ich jetzt etwas schwerer Meetingplätze, um World Ranking Punkte zu sammeln, das macht es etwas komplizierter.
Wie anstrengend war es körperlich und vor allem mental, sich wieder auf dieses Top-Niveau zurück zu arbeiten? Gab es Rückschläge?
Die Diagnose selbst war natürlich ein doller Rückschlag, das musste man erstmal verkraften. Ich habe immer gesagt, es fühlt sich an, wie ein gebrochenes Herz, weil man Tag für Tag hart für seine Ziele arbeitet und ich theoretisch durch die Erfüllung der B-Norm aus dem Vorjahr und die World Ranking Punkte auch mit zur EM nach Rom hätte fahren können. Für die olympischen Spiele in Paris hatte mir noch die B-Norm gefehlt, es hätte also auch klappen können. Das war natürlich sehr traurig. Aber irgendwann hakt man das ab und ab dem Punkt arbeitet man weiter. Ich habe viele Wege gefunden, wo ich meine Energie reinstecken konnte, um mich wieder zu heilen. Wir haben dann viel Muskelerhaltungstraining gemacht, da habe ich viel Motivation reingesteckt. Deswegen ging es mir dann, nachdem ich meine großen Ziele abgehakt hatte und den Schmerz durchlebt hatte, relativ schnell mental wieder gut. Beim Aufbau habe ich auch nicht mehr an das Pfeiffer gedacht, die Hallensaison war dann aber doch nochmal schwierig. Ich dachte, ich bin schon viel weiter. Aber ich musste mir einfach mehr Zeit geben, dass ich nicht von Anfang an diese Top-Zeiten laufe. Da hat mein Kopf etwas zugemacht, ich war sehr verbissen und habe aber auch für die jetzige Sommersaison daraus gelernt.
Wie sind die nächsten Wochen wettkampftechnisch geplant?
Die Wettkampfplanung ist wie bereits angesprochen etwas schwierig, da ich aus dem letzten Jahr keine Zeit vorweisen kann und somit schwerer in Meetings reinkomme. Ich hoffe, dass sich jetzt mit den 13,05sek und auch den anderen Wettkämpfen etwas mehr entwickeln kann. Jetzt ist am kommenden Wochenende erstmal Regensburg geplant, dann steht voraussichtlich wieder ein Trainingsblock an. Je nachdem, wie Regensburg läuft, könnte ein Start bei der Team-EM Ende Juni anstehen, das entscheidet sich jetzt am Samstag. Es ist aktuell etwas spontaner, aber das ist mir manchmal sogar am liebsten, weil man da etwas lockerer rangehen kann.
Nach der Bronzemedaille bei der Hallen-DM willst Du draußen bei der DM sicherlich auch wieder die Medaillenränge attackieren. Wie sehen Deine nationalen und internationalen Ziele für diese Saison aus?
Ich bin in die Hallensaison mit dem Gedanken "Ich will die Beste sein" rangegangen und habe mir nicht die Zeit gegeben, erstmal wieder anzukommen. Das sehe ich jetzt für draußen anders. Wir haben ein echt starkes Niveau momentan in Deutschland. Wir sind alle sehr nah beieinander, aber gerade über die Hürden ist immer alles offen. Es macht Spaß, ich denke genau das ist auch aktuell wichtig. Wir können uns alle zusammen in die richtige Richtung pushen. Ich bin gespannt, in welche Richtung es dann die nächsten Jahre geht. Bei der DM will ich schon mit einer Medaille nach Hause gehen, aber es ist einfach sehr offen. Heute wurde ich offiziell für die Universiade nominiert, da freue ich mich sehr drauf, die findet ja auch in Bochum/Wattenscheid direkt in der Nähe statt.
Ist die WM-Bestätigungsnorm von 12,95sek und eine mögliche Teilnahme fest in deinem Kopf?
Die WM in Tokio ist auf jeden Fall in meinem Hinterkopf. Bis vor kurzem war ich noch gar nicht im World Ranking drin, weil nur zwei Hallenwettkämpfe reinzählen. Jetzt muss ich noch mehr Punkte sammeln, um mich im Ranking hochzuschrauben. Das kann manchmal schneller gehen, als man denkt, genauso kann man aber auch schneller wieder rausgekickt werden, als man denkt. Es ist noch ein langer Weg bis dahin, ich glaube, fast zwei Monate. Die 12,95sek sollte, denke ich, drin sein. Wie ich dann im Ranking stehe, wird man sehen. Es ist aber auf jeden Fall ein Ziel. Aber jetzt heißt es erstmal weitermachen, es muss Step by Step gehen.
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